Medizinische Internet-Foren

Internetforen gerade über Gesundheit oder bestimmte Erkrankungen schießen wie Pilze aus dem Boden. Man findet, wenn man googelt, schnell zu nahezu jeder Erkrankung ein Forum. Besonders viele Foren gibt es zu bestimmten Erkrankungen, denen nicht selten etwas Mystisches anhaftet. Dazu gehört zum Beispiel Schilddrüsenerkrankungen, Borreliose, Morbus Meulengracht, Amalgam-Vergiftung, Sarkoidose und vieles andere.

Ich habe viele dieser Foren besucht, und komme zu dem Ergebnis, dass viele dieser Internetforen nicht geeignet sind, objektiv und mit der gebotenen Sachlichkeit sowie medizinischem Sachverstand eine Gesundheitsberatung durchzuführen. Das hat verschiedene Gründe, die ich hier einmal darlegen möchte.

Viele Foren sind leider ohne ärztliche Beratung und Begleitung. Das muss zwar nicht grundsätzlich ein Nachteil sein, aber es ist meiner Meinung nach immer sinnvoll, wenn medizinische Aussagen auf ihre Richtigkeit überprüft werden, bevor sie veröffentlicht werden. Denn letztlich geht es um Ihre Gesundheit!

Viele Foren beschränken sich auf persönliche Einzelfall-Berichte. Sicher gibt es die äußerst bedauerlichen Erfahrungen einzelner Menschen, die lange von Arzt zu Arzt liefen, bis ihre Erkrankung richtig erkannt und behandelt wurde. Das hat viele Gründe, über die ich hier nicht spekulieren möchte. Dass solche Betroffenen in hohem Maße emotional belastet sind, und dies damit auch psychische Spuren hinterlasst, ist daher nur zu verständlich.

Viele wollen dann ihre Negativerfahrungen veröffentlichen, um anderen ein ähnliches Schicksal zu ersparen. Das ist vom Grundsatz her sehr zu begrüßen, allerdings besteht dann auch immer die Gefahr, dass aufgrund der subjektiven Wahrnehmung des Einzelfalls die Objektivität gegenüber den Beschwerden anderer Betroffener verloren geht. Wenn Sie beispielsweise mit den Beschwerden “Herzstolpern, Depression, Müdigkeit” in ein Schilddrüsenforum gehen, wird man Ihnen dort einreden, es sei Hashimoto, auch wenn die Blutwerte nicht passen. Gehen Sie in ein Amalgam-Forum, wird man Ihnen einreden, Schuld sei Amalgam, auch wenn Sie gar keines im Körper haben. Auch Borreliose, aber eben auch hunderte anderer Erkrankungen können hier ursächlich eine Rolle spielen. Wegen der Einseitigkeit einer solchen Beratung nimmt man Ihnen aber die Chance einer objektiven Beratung und Erörterung, und damit die Chance einer offenen (= ohne bestimmtes Ziel) Auseinandersetzung und Abklärung Ihrer Beschwerden.

In vielen Foren wird pauschal kritisch über Ärzte und deren Unwissen gepoltert. Die Patienten eigenen negativen Erfahrungen lassen nur einen Schluss zu: Ärzte haben keine Ahnung. Dabei wird aber völlig übersehen, dass man aus einer individuell gemachten Erfahrung keineswegs daraus schließen kann, dass dies immer und überall so ist. Es wird übersehen, dass tagaus tagein viele Ärzte solche Krankheiten richtig erkennen, und erfolgreich behandeln. Nur steht das in keinem Forum, denn warum sollten sich solche glücklichen Patienten mit ihren guten Ärzten im Internet zu Wort melden?

 

Woran kann man ein gutes Medizin-Forum erkennen?

Die Seite sollte einen ärztlichen Berater haben, der nicht nur namentlich erwähnt wird, sondern sich auch regelmäßig selbst zu Wort melden.

Negativ-Kommentare über Ärzte und Krankenhäuser sollten unterbleiben oder zumindest als individuelle Einzelerfahrung gekennzeichnet sein.

Ferndiagnosen sollten stets unterbleiben, denn es ist schlicht nicht möglich, aus der Ferne eine Diagnose zu stellen.

Individuelle Therapieempfehlungen sollten unterbleiben, denn eine Therapie ist immer eine Einzelfallentscheidung, die auch die persönliche Situation eines Kranken berücksichtigt. Daher kann es sein, dass ein Medikament in einem Fall sinnvoll, in einem anderen Fall mit gleicher Krankheit aber eben nicht sinnvoll ist.

Medizinisches Wissen sollte belegbar sein, dabei sollten ggf. Quellen genannt werden können. Dabei sind weniger Internetquellen gemeint, denn im Internet steht zu vielen Erkrankungen leider auch viel falsches, und viele haben leider auch von anderen Quellen falsch abgeschrieben, sondern zum Beispiel wissenschaftliche Literatur.

Es sollte regelmäßig darauf hingewiesen werden, dass es sich um eine allgemein formulierte “Internet-Meinung” handelt, jedoch eine konkrete Diagnostik und Therapie nur seitens des behandelnden Arztes möglich ist.

Antworten auf gestellte Fragen sollten nicht anonym sein, sondern unter Nennung des kompletten Namens des Antwortenden, der damit auch seine Bereitschaft zur juristischen und moralischen Verantwortung für seine Antwort übernimmt. Der Name des Antwortenden sollte vom Forumbetreiber auf Richtigkeit überprüft sein. Diese Nennung des vollen Namens kann dann unterbleiben, wenn ein namentlich bekannter ärztlicher Moderator jeden Beitrag liest und bei Fehlern ggf. kommentiert.

Kennen sie ein solches Internetforum?