Warum äußern viele Ärzte Kritik an der aktuellen Corona-Situation?
Mehrfach haben Zeitschriften, aber auch der WDR dazu aufgerufen, Corona kritische Ärzte der Ärztekammer zu melden. Mal abgesehen davon, dass dieser Aufruf zur Denunziation Züge einer Zeit in sich trägt, die schon 85 Jahre zurückliegt, wäre es doch sicher einmal sinnvoll, sich zu fragen, warum es Ärzte gibt, die zu Corona eine andere Meinung vertreten als diejenige der Bundesregierung und der Mainstream-Medien wie Fernsehen und große Zeitschriften (ausgenommen Servus-TV und die Zeitschrift "der Nordkurier")?
Es gibt nur ganz wenige Ärzte, die Corona leugnen, auch wenn das in den Medien immer wieder behauptet wird. Aber es gibt immer mehr und inzwischen zahlreiche Ärzte, die mit der Art, wie die Politik die Pandemie bekämpft, nicht einverstanden sind, weil diese Maßnahmen einfach unwissenschaftlich sind.
Warum das in meinem Fall so ist, kann ich gerne erklären. Als Arzt habe ich eine wissenschaftliche Ausbildung, ein Studium, in dem ich unter anderem auch gelernt habe, wissenschaftlich zu denken. In dreißigjähriger Tätigkeit als Arzt bekommt man dazu eine Menge an Erfahrung.
Aufgrund meiner Fortbildungspflicht lese ich darüber hinaus in meiner Freizeit oft wissenschaftliche Studien, blättere in Fachzeitschriften und informiere mich über aktuelle Daten zu Erkrankungen in medizinischen Bibliotheken, sowie den großen weltweiten Instituten zur Seuchenbekämpfung und Gesunderhaltung der Bevölkerung. Dazu gehören z. B. das Robert-Koch-Institut, in USA die CDC und in Europa die ECDC, sowie viele andere Fachinstitute und Gesellschaften.
Auch Internetseiten wie "ourworldindata", die John-Hopkins-University und andere Quellen liefern tagesaktuell verlässliche Daten.
Auch kenne ich die Zulassungsstudie des Corona-Impfstoffs der Firma BioNTech, deren wissenschaftliche Bewertung durch andere Fachleute, wie Impfexperten, Immunologen und Epidemiologen sowie viele weitere aktuelle weltweite Studien zu Corona. Und im Rahmen meiner Ausbildung habe ich auch gelernt, zwischen guten und schlechten Studien zu unterscheiden. Dabei bedeutet "gut" nicht, dass sie meine Meinung widerspiegelt, sondern dass sie nach allgemein gültigen wissenschaftlichen Regeln durchgeführt wurde und abschließend im Rahmen eines in der Wissenschaft üblichen weltweiten Kontrollverfahrens nicht durchgefallen ist.
Dieses Kontrollverfahren nennt man „Peer-Reviewing“. Eine Studie wird auf einem Server online gestellt, und alle Wissenschaftler weltweit können diese lesen und kommentieren. Erst danach kommt es zur endgültigen Version der Studie, die dann veröffentlicht wird. Übrigens sind diese Server öffentlich, jeder (also auch Laien oder Journalisten) kann sich diese vorveröffentlichten Studien anschauen.
Ein solcher Kontrollprozess dauert in der Regel Monate, so dass zwischen der Vorabveröffentlichung und der endgültigen Version eine Zeit vergeht, eine Zeit, in der Wissenschaftler über die Ergebnisse und Aussagen der Studien diskutieren. Manchmal fällt eine solche Studie dann auch durch, und wird zurückgezogen. Das passiert immer wieder, und auch Christian Drosten musste 2020 eine vorveröffentlichte Studie wieder zurückziehen, da die Kritik an seinen Ergebnissen zu groß war.
Unter Berücksichtigung all dieser Voraussetzungen kommt man dann als wissenschaftlich denkender Mensch zu bestimmten Ergebnissen, dabei ist es durchaus normal, dass unterschiedliche Wissenschaftler mitunter zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, und das ist sogar ausgesprochen erwünscht und auch sinnvoll, denn Wissenschaft lebt vom Disput, von der Diskussion, wodurch immer wieder neue Erkenntnisse entstehen im Verständnis von Krankheit und Gesundheit.
Es ist auch geradezu typisch für die Wissenschaft, dass es unterschiedliche Meinungen gibt, was viele Gründe hat. Diese unterschiedlichen Meinungen werden dann diskutiert, und oft ergeben sich daraus dann weitere Studien, um die eine oder andere Meinung noch besser zu untermauern oder Zweifel zu erhöhen.
Damit Sie das noch etwas besser verstehen, möchte ich einmal Beispiele nennen.
Die allseits bekannte Studie von Jena, in der belegt werden sollte, dass Masken wirksam sind, ist keine gute Studie. Denn zum einen wurde von falschen Voraussetzungen ausgegangen (Voraussetzung: Masken wirken), dann wurde nicht berücksichtigt, dass der Ansteckungsweg von Corona noch gar nicht gesichert bekannt was (es gab bzw. gibt Vermutungen, die aber nicht bewiesen sind), dazu wurde die Studie von Nichtmedizinern gemacht, die in der Studie wesentliche wichtige Aspekte von Erkrankungen einfach nicht berücksichtig haben.
Unter so falschen Voraussetzungen kann das Ergebnis einer Studie nicht mehr glaubwürdig sein. Übrigens wurde das ganze nicht einmal als Studie veröffentlicht, sondern als Diskussionspapier, und ein Peer-Review hat auch nicht stattgefunden. Eine „Studie“ wurde daraus erst durch die Presse.
Eine ähnlich schlechte Studie ist die kürzlich veröffentlichte Studie, nach der Demonstrationen Superspreader-Events sind. Die ebenfalls von Nichtmedizinern gemacht wurde und so unglaublich fehlerhaft ist, dass ich schallend lachen musste, als ich die Studie gelesen habe. Ärgerlich ist nur, dass solche Studien dann in der Presse breitgetreten werden und dann fälschlicherweise behauptet wird, Demonstrationen seine Schuld daran, dass wir immer noch Corona haben. Dabei ist längst belegt, dass eine Ansteckung im Freien nahezu unmöglich ist!
Gute Studien haben ein anderes „Kaliber“. Denn hier wird vor der Studie geplant, wie die Studie ablaufen soll. Man kennt also noch kein Ergebnis. Dann vergleicht man zwei (oder mehr) Gruppen mit unterschiedlichen Charakteristiken, und das Endergebnis liefert dann eine Aussage, die wissenschaftlich begründet ist.
Beispiel sei eine 2017 (also weit vor Corona) veröffentlichte Studie zur Maskenwirkung. Damals wurde eine Gruppe von Pilgern während einer Grippe-Epidemie über einen längeren Zeitraum beobachtet, wobei die eine Hälfte Maske tragen sollte, die andere nicht. Man wollte einfach schauen, ob Masken die Häufigkeit der Infektionen verringert. Das Ergebnis war: In beiden Gruppen gab es gleich viele Infektionen, ein statistischer Unterschied konnte nicht festgestellt werden.
Meine Aufgabe als Arzt ist es nun, solche Studien zu lesen und die wissenschaftliche Diskussion zu verfolgen. Das mache ich allerdings nicht im ZDF, sondern in wissenschaftlichen Umgebungen. Und hier muss man erstaunt feststellen, dass wissenschaftlich viele Dinge anders bewertet werden als in großen Medien oder Politikern. Und so bleibt mir halt auch keine Wahl, wenn ich wissenschaftlich bleiben möchte, hier meine eigene Meinung zu verkünden und darzulegen. Denn würde ich das nicht tun, würde ich gegen meine eigene Berufsordnung, insbesondere gegen §2 verstoßen.
Nun können Sie natürlich argumentieren, dass andere Ärzte ja auch die Maßnahmen der Regierung umsetzen, Masken tragen, impfen usw. Sie haben Recht, dass dies so ist, aber das ist noch kein Beweis dafür, dass diese Ärzte Recht haben und ich nicht. Warum andere Ärzte anders denken, möchte ich hier nicht erörtern, das würde den Rahmen sprengen.
Ich jedoch werde mich weiterhin zu 100% an die Berufsordnung halten und mein Handeln nur an wissenschaftlichen Erkenntnissen ausrichten, solange das in Deutschland noch möglich ist! Daran werden mich auch Beschwerden von Denunzianten bei der Ärztekammer (die gibt es bereits) nicht hindern können. Denn am Schluss siegt immer die Wahrheit!