Die Leiden des Arztes

Leiden Ärzte? Manchmal ja, manchmal nein. Und wie immer jammern wir auf hohem Niveau, denn in vielen anderen Bereichen ist es noch schlechter.

Ist es denn wirklich schlecht? Jaaaaeeeiiiin, aber Jammern muss eben manchmal sein, zumindest in Deutschland ;-)

Ich schreibe hier immer mal wieder rein, was mir so im Arbeitsalltag auffällt, Positives wie Negatives. Manches hier ist ernst gemeint, manches eher mit Augenzwinkern. Machen Sie für sich einfach das Beste daraus!


 

Fortbildungen

Donnerstag, den 11.4.2019

Wussten Sie, dass jeder niedergelassene Arzt verpflichtet ist, pro Jahr 50 Fortbildungsstunden zu absolvieren?

Das klingt erst einmal viel, ist es aus meiner Sicht aber nicht. Sie wollen doch sicher, dass ihr Arzt immer auf dem aktuellen Stand der Forschung ist, wollen aktuelle Therapieempfehlungen auf höchstem Niveau. Darum sind Fortbildungen notwendig und sinnvoll, denn wissenschaftliche Erkenntnisse entstehen täglich neu und sollten zeitnah umgesetzt werden.

Ich liebe Fortbildungen!

Das hat verschiedene Gründe. Zum einen sind sie eine willkommene Abwechslung zum täglichen Einerlei in der Praxis. Denn ja, in der Grippewelle täglich bei 20-30 Patienten die Lunge abzuhören, oder in den Hals zu schauen, ist nicht besonders interessant. Und bitte seien sie mir nicht böse, dass ich das so schreibe, aber 95% der täglichen Praxistätigkeit ist reine Routine

Zum zweiten sind Fortbildungen aber wirklich oft gut, bringen neue Erkenntnisse, zeigen mir, wo meine Schwachstellen sind, und sorgen so insgesamt dafür, dass ich eine möglichst aktuelle und gute Medizin hinsichtlich Diagnostik und Therapie anbieten kann und will. Und das kommt den Patienten zu gute.

Wasserflaschen

Donnerstag, den 21.3.2019

Man begegnet Ihnen in der Öffentlichkeit immer wieder, selbst in meiner Praxis tauchen sie regelmäßig auf. Jugendliche und junge Erwachsene, die eine Wasserflasche in der Hand halten und natürlich mehr oder weniger regelmäßig daraus trinken.

Ich frage mich natürlich, was der Sinn dahinter ist?

Also für mich ist es überhaupt kein Problem, mal drei oder vier Stunden nichts zu trinken, ich käme daher auch nie auf die Idee, bei jedem Verlassen der Wohnung eine Wasserflasche mitzunehmen.

Zunächst habe ich an eine psychogene Polydipsie gedacht, also von der Psyche ausgelöster Durst. Da ich solche Menschen aber immer häufiger sehe, kann ich da eigentlich nicht mehr daran glauben, denn diese Krankheit ist nicht so häufig.

Was also kann es sein? Falsches Wissen um die Vorgänge im Körper? Oder der Glaube, dass unser Körper ständig Wasser benötigt? Die Alternative zur Zigarette?

Urlaub

Montag, den 18.3.2019

Jens Spahn, unser ach so (un)wissender Gesundheitsminister will es ja wissen: Ärzte arbeiten zu wenig. Darum hat er jetzt ein Gesetz erlassen, welches Ärzte verpflichtet, mindestens 25 Stunden pro Woche für Kassenpatienten anzubieten. Finde ich prima!

Was er aber nicht weiß: die meisten Ärzte, ich würde sogar sagen, fast alle, bieten mehr als 25 Stunden pro Woche Sprechstunde an. Wie soll ich sein Gesetz jetzt interpretieren? Soll ich meine 50-Stunden-Woche jetzt auf 25 reduzieren? Was werden dazu wohl meine Patienten sagen? Und ist das im Sinne der Patienten? Sicher nicht!

Was soll's, ich mache jetzt erstmal eine Woche Urlaub, soll heißen, ich bin in der Praxis nicht zu erreichen.

Und was mache ich in der Zeit? Ich werde meine Buchführung in Ordnung bringen, werde angestaute Korrespondenz erledigen, mir Dinge zur Verbesserung der Praxisabläufe überlegen.

Mache ich irgend etwas falsch?

 

 

Warum soll ich für andere Ärzte Blut abnehmen?

Mittwoch, den 6.3.2019

Was mich auch immer wieder ärgert, ist, wenn Patienten zu mir kommen mit dem Kommentar: "Herr Doktor, der Arzt (=Kardiologe, HNO-Arzt, Neurologe, Chirurg oder wer auch immer) hat gesagt, sie sollen bei mir ein großes Blutbild machen."

Da könnte ich jedesmal in das Holz meines Schreibtischs beißen.

 

Warum ist das so?

Dazu müssen Sie wissen, dass jeder Arzt ein sogenanntes Laborbudget hat. Was bedeutet das? Er darf für eine bestimmte Geldsumme Blutuntersuchungen und andere Laboruntersuchungen (z. B. Urin) pro Quartal durchführen. Hält sich der Arzt daran, ist alles gut. Hält er sich nicht daran, überschreitet er also die maximal zulässige Summe, bekommt er automatisch eine Strafe aufgebrummt, die bis zu 1000 Euro pro Quartal betragen kann.