TSH und Schilddrüse.

Diskussionen um den Grenzwert. Behandlungsempfehlungen

Schon seit Jahren gibt es in Deutschland und international eine Diskussion darüber, in welchem Bereich der obere Grenzwert des TSH anzusiedeln sei. Immer wieder ist auf diversen Internetseiten zu lesen, dass der obere Grenzwert von TSH bei 2,5 mU/l statt bei 4 bis 4,5 mU/l liegt, und dass man auch mit normalem TSH eine Unterfunktion der Schilddrüse haben kann. Diese Werte werden als aktuell verkauft, gleichzeitig wird Laboren und Ärzten, die sich nicht daran halten, Unwissen vorgeworfen.

Jedoch ist dieser Vorwurf ungerechtfertigt, wie ich im Folgenden erläutern möchte. Man könnte es nach aktuellen Studien auch noch schärfer formulieren: Eine Reduktion des oberen Grenzwertes für TSH auf 2,5 mU/l ist schlicht falsch und sogar gefährlich!

Studien haben eindeutig gezeigt, dass bei einem oberen Grenzwert von 2,5 mU/l viele Menschen als „krank“ stigmatisiert werden, die es aber gar nicht sind. Mit anderen Worten: man versucht, ihnen eine Schilddrüsenunterfunktion einzureden, die de facto gar nicht vorhanden ist. Nach neuesten Studien ist vermutlich sogar der Grenzwert von 4,5 mU/l nicht mehr lange haltbar und muss vermutlich sogar weiter angehoben werden.

Dazu kommt, dass man nach aktuellen Empfehlungen eine latente Schilddrüsenunterfunktion (= TSH erhöht, fT4 aber normal), überhaupt nicht mehr behandeln sollte.

Damit ist auch die Diskussion um den oberen Grenzwert sinnlos, da sich daraus keine Therapieoptionen ergeben, denn entscheidend für die Gesundheit des Menschen ist der fT4-Wert. Ist der normal, besteht kaum ein Grund, noch Hormon zuzuführen, weil genug im Organismus vorhanden ist.

Interessant sind in diesem Zusammenhang verschiedene Studien, bei denen untersucht wurde, ob sich denn durch die Gabe von SD-Hormon das Allgemeinbefinden der Betroffenen wirklich verbessern würde. Dabei wurden immer Patienten, die SD-Hormone bekommen, verglichen mit Patienten, die ein Placebo bekamen. Geprüft wurden folgende Symptome: Lebensqualität, Schilddrüsen spezifische Lebensqualität, depressive Symptome, Müdigkeit/Abgeschlagenheit, Kognitive Funktionen, Schmerz, Muskelkraft, Blutdruck, BMI, kardiovaskuläre Ereignisse, Sterblichkeit und Nebenwirkungen der Therapie.

Das Ergebnis dieser Studien ist überraschend eindeutig. Die Einnahme von SD-Hormonen brachte nicht den geringsten Vorteil, weder im Befinden der Patienten, noch im Krankheitsempfinden oder im Verlauf anderer Erkrankungen. Damit konnte belegt werden, dass im Regelfall bei einer latenten Hypothyreose mit TSH-Werten zwischen 4,5 und 12 mU/l und normalem fT4 eine Therapie mit SD-Hormon schlicht nichts bringt.

Interessant ist aber die Beobachtung, dass es Menschen, denen man bewusst SD-Hormone gibt, subjektiv besser geht. Gibt man ihnen aber stattdessen Placebo, ohne dass sie es wissen, geht es ihnen genauso besser.

Damit muss man folgern, dass eine Hormontherapie einer latenten Hypothyreose eine reine Placebowirkung darstellt und damit völlig unnötig ist!

Angesichts der zahlreichen Diskussionen im Internet, teils mit Drohungen und Beleidigungen unter den Diskutanten, dürfte das eine harte Nuss für all diejenigen sein, die SD-Hormone als die allein seligmachenden Medikamente bei einer ganzen Gruppe von Beschwerden anpreisen, angefangen von Müdigkeit bis hin zu Depressionen.

Die internationale Datenlage ist eindeutig: es bringt nichts!