Herr Doktor, ich hab da mal ne Frage...

Freitag, den 9.8.2019

Sie kennen es bestimmt, haben es vielleicht schon einmal gesehen, oder gar selbst versucht: Ihr Hausarzt begegnet Ihnen zufällig oder läuft gerade in der Praxis an Ihnen vorbei, während Sie an der Anmeldung stehen, um sich in die Liste eintragen zu lassen.

Die Gelegenheit ist günstig, mal eben eine Frage zu stellen, vielleicht muss man dann ja nicht warten, sozusagen an den anderen Gästen vorbei.

„Muss mein Mann die Blutdruckpillen wirklich zweimal täglich einnehmen?“

„Die kleinen weißen Pillen, sie wissen schon, ich vertrage die nicht, warum muss ich die nehmen?“

„Ist mein Bericht von Kardiologen schon eingetroffen?“

„Wie lange muss ich denn noch die blöden Thrombosespritzen nehmen?“

 

Aus Ihrer Sicht alles berechtigte Fragen, und ich erlebe solche Situationen täglich.

Aber: Sie überfordern mich!

1) Ein Arzt in einer normalen Praxis hat ca. 800 bis 1200 Patienten pro Quartal. Glauben Sie denn im Ernst, dass er alle Krankengeschichten, Medikamente, Diagnosen und Verordnungen im Kopf hat?

2) Ist es fair, an allen wartenden Patienten vorbei „mal eben“ eine Frage zu stellen, weil man nicht warten will?

3) Wenn ich in der Praxis bin und aus dem Zimmer komme, geht mir garantiert in dem Moment irgendeine Aufgabe, ein Problem, eine medizinische Notwendigkeit oder mein nächster Patient durch den Kopf. Und da ich ein Mann bin und mir damit die Multi-Tasking-Fähigkeit komplett fehlt (ich weiß, eine Frau kann drei Dinge gleichzeitig, ich aber leider nicht), bin ich eben auch nicht flexibel genug, um darauf zu reagieren, denn… mir fehlt Ihre Vorgeschichte.

Denken sie bitte immer daran: sie haben nur einen Hausarzt, ich aber knapp 1000 Patienten!