Warum soll ich für andere Ärzte Blut abnehmen?

Mittwoch, den 6.3.2019

Was mich auch immer wieder ärgert, ist, wenn Patienten zu mir kommen mit dem Kommentar: "Herr Doktor, der Arzt (=Kardiologe, HNO-Arzt, Neurologe, Chirurg oder wer auch immer) hat gesagt, sie sollen bei mir ein großes Blutbild machen."

Da könnte ich jedesmal in das Holz meines Schreibtischs beißen.

 

Warum ist das so?

Dazu müssen Sie wissen, dass jeder Arzt ein sogenanntes Laborbudget hat. Was bedeutet das? Er darf für eine bestimmte Geldsumme Blutuntersuchungen und andere Laboruntersuchungen (z. B. Urin) pro Quartal durchführen. Hält sich der Arzt daran, ist alles gut. Hält er sich nicht daran, überschreitet er also die maximal zulässige Summe, bekommt er automatisch eine Strafe aufgebrummt, die bis zu 1000 Euro pro Quartal betragen kann.

Wenn also fremde Ärzte von mir fordern, dass ich für sie Laboruntersuchungen machen soll, bedeutet das, dass sie von mir fordern, auf ihre Kosten eine Strafe zahlen zu müssen. Dabei könnten die Ärzte ja auch selbst Blut abnehmen lassen, denn im Rahmen ihres Laborbudges ist das ja völlig legitim.

 

Was passiert da denn so immer mal wieder?

Der Kardiologe meint, man sollte mal wieder das Cholesterin bestimmen. Er selbst macht es aber nicht.

Der Chirurg meint, bei einer Therapie mit Heparin müsse regelmäßig ein Blutbild erstellt werden. Macht er aber nicht. Dazu kommt, dass diese Forderung nach Blutbildkontrollen bei Heparin veraltet ist, was ihn aber nicht davon abhält, die Patienten trotzdem zu mir zu schicken.

Der Radiologe fordert vor einem MRT eine Bestimmung von TSH (Schilddrüse) und Kreatinin (Niere), weil seine Kontrastmittel sowohl die Niere wie auch die Schilddrüse schädigen können. Was er dabei aber gerne übersieht: in den (teuren) Kosten für ein MRT sind die Kosten für die notwendigen Laboruntersuchungen bereits inkludiert. Und nicht umsonst weist die Kassenärztliche Vereinigung (KVNO) ausdrücklich darauf hin, dass der Arzt, der eine (kostspielige) Untersuchung durchführt, auch die dafür notwendigen Voruntersuchungen auf seine Kosten durchführen muss. Trotzdem werde ich immer wieder von Ärzten dazu aufgefordert, die Blutwerte zu bestimmen, und weitaus nicht jeder Patient versteht, warum ich das nicht machen werde.

Das andere Ärzte von mir verlangen, dass ich auf meine Kosten Blut für sie abnehme, und damit ggf. Strafe zahlen muss, halte ich für extrem unkollegial, und ich werde das auch weiterhin nicht tun! Und demnächst werde ich auf meiner Homepage Ross und Reiter nennen, also die Praxen, die sich nicht an diese Regeln halten.